Patrice Wyrsch – Betriebsökonom und Doktorand am Institut für Organisation und Personal der Universität Bern
Patrice Wyrsch, Jahrgang 1987, ist Doktorand am Institut für Organisation und Personal der Universität Bern mit Forschungsschwerpunkt Neurosensitivität im Unternehmenskontext. Er studierte Betriebswirtschaftslehre und Allgemeine Ökologie (Bachelor) sowie Management (Master) an der Universität Bern. Dank seiner Masterarbeit, welche als beste Masterarbeit aller Berner Wirtschaftswissenschaftler(innen) des Abschlussjahrganges 2015/16 ausgezeichnet wurde, erforscht er seit Sommer 2015 Hochsensibilität bzw. Sensory Processing Sensitivity aus einer organisationalen, ressourcenbasierten Sicht. Zudem leitete er am 2. Schweizer HSP-Kongress den Workshop Hochsensibilität als Unternehmensressource.
Masterarbeit von Patrice Wyrsch
ABSTRACT ZUM KONGRESS-VORTRAG
Neurosensitivitätsmanagement: Eine interdisziplinäre Einführung
Erwachsene (Sensory Processing Sensitivity; Aron & Aron, 1997), Kinder (Differential Susceptibility; Belsky & Pluess, 2009; Biological Sensitivity to Context; Boyce & Ellis, 2005) und Tiere (z.B. Plasticity; Stamps, 2015; Responsiveness; Wolf, van Doorn & Weissing, 2008) unterscheiden sich in ihrer Sensitivität gegenüber Umwelteinwirkungen (Pluess, 2015). Diese interdisziplinären Forschungsergebnisse verweisen darauf, dass ein fundamentaler, speziesübergreifender Wesenszug existiert, welcher auf der Sensitivität des Nervensystems beruht und somit anlehnend an Pluess (2015) Neurosensitivität genannt werden kann. Jedoch hat die Managementforschung diese neuesten, weitreichenden Forschungsergebnisse noch nicht genügend erkannt. Daher ist das Ziel dieses Vortrages, Neurosensitivität mit wichtigen Theorien und Konzepten der Managementforschung zu verbinden.
Innerhalb der ressourcenbasierten Sicht auf Unternehmen, welche eine der wichtigsten Strömungen der Managementforschung darstellt, wird seit einigen Jahren zunehmend die Wichtigkeit von sogenannten «Microfoundations» betont (vgl. z.B. Barney & Felin, 2013). Dabei wird argumentiert, dass die Managementforschung nicht auf einer organisationalen Sicht (Macro) verharren sollte, sondern vermehrt auch individuelle Faktoren (Micro) einbeziehen sollte, indem sogenannte Micro-Macro-Zusammenhänge erforscht werden. An diesem Punkt setzt der Vortrag an, indem mittels interdisziplinär hergeleiteten Propositionen grundlegende, auf Neurosensitivität beruhende Micro-Macro-Zusammenhänge aufgezeigt werden. Abschließend werden theoretische und praktische Implikationen der präsentierten Propositionen diskutiert.